Archiv der Kategorie: Befreiungstheologie

Wenn ihr betet. Eine biblische Lektüre des Vaterunsers

 

Dick Boer hat ein Buch zum Vaterunser in unserem Verlag veröffentlicht: Wir sind gewohnt das Vaterunser als ein christliches Gebet zu lesen. Jesus war ja der erste Christ. Und seine Schüler waren selbstverständlich Christen. Das stimmt aber nicht. Jesus war ein Sohn aus dem Volke Israel. Seine Schüler waren das ebenfalls. Die einzige Heilige Schrift, die sie kannten, war die hebräische Bibel. Um das Vaterunser zu verstehen, müssen wir alle Sätze des Vaterunsers mit Hilfe der hebräischen Bibel erklären. Ohne die hebräische Bibel sind wir hilflos.

Diese Auslegung ist der Versuch einer solchen Lektüre. So wird das Vaterunser den ursprünglichen Lesern und Betern zurückgegeben. Bedeutet das nun, dass wir das Vater Unser überhaupt nicht beten dürfen? Wir dürfen. Wir sollen nur wissen, dass das Vaterunser nicht unser exklusiver Besitz ist. Nicht wir waren Sklaven, die aus dem Elend der Sklaverei erlöst wurden. Nicht wir sind wie Schafe ohne Hirten durch Judäa geirrt. Das ’nicht wir‘ soll bedacht bleiben. So erst kann und soll das Vaterunser auch von uns gebetet werden. Mit Illustrationen von Harm Dane. Wenn ihr betet. Eine biblische Lektüre des Vaterunsers weiterlesen

60 Jahre Katakombenpakt

2015 auf dem Petersplatz in Rom: 50 Jahre Katakombenpakt: Für eine Kirche der Armen.

Anlässlich des 60. Jahrestages der Katakombenpakts hat das ITP am 16. November 2025  in der Krypta von St. Antonius in Münster zu einem Gottesdienst eingeladen. Der Katakombenpakt war eine der Initialzündungen einer Kirche der Armen und der Befreiungstheologie. Er wurde 1965 von Bischöfen am Rande des II. Vatikanischen Konzils im Jahr in Rom geschlossen und stand für eine neue Anknüpfung an eine Kirche aus den Katakomben aus den ersten drei christlichen Jahrhunderten. 

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Studien zur Wahrheit aus praktischer Sicht aus dem Nord-Süd Dialog

Neuerscheinung in der Edition ITP-Kompass:

In dem Buch Studien zur Wahrheit aus praktischer Sicht aus dem Nord-Süd Dialog analysiert Jorge Zúñiga M. die Auseinandersetzung zwischen Karl-Otto Apel und seiner Transzendentalphilosophie mit zwei Vertretern der lateinamerikanischen Philosophie bzw. des lateinamerika­nischen kritischen Denkens, nämlich Enrique Dussel und Franz Hinkelammert. Diese drei Philosophen haben im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts einen Dialog über praktische Philosophie im Rahmen des sogenannten Nord-Süd Dialogs durchgeführt.

Jorge Zúñiga Martínez, Dr. phil., promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und lehrt derzeit an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) im Fachbereich Philosophie, wo er internationale Seminare und Ringvorlesungen zur kritischen Theorie und zeitgenossichen Philosophie koordiniert hat. Er ist Forscher für Sozial- und politische Philosophie am Nationalen System von ForscherInnen Mexikos. Seine Artikel und Buchkapitel zu Biopolitik, Necropolitik, Handlungstheorie und zur zeitgenössischen Kapitalismuskritik wurden in Fachzeitschriften publiziert. In seiner Forschung beschäftigt er sich insbesondere mit politischer Philosophie und mit lateinamerikanischer Philosophie aus dekolonialer Perspektive.

Jorge Zúñiga Martínez: Studien zur Wahrheit aus praktischer Sicht aus dem Nord-Süd Dialog
Edition ITP-Kompass, Band 40, Münster 2025, ISBN-13: 9783910882027, 316 Seiten

Preis: 19,80 €

Bestellbar unter: buecher@itpol.de

Papst Leo stellt sich auf die Seite der Sozialen Bewegungen

Demo der TeilnehmerInnen des Welttreffens der Sozialen Bewegungen vom besetzen Haus „Spin Time Labs“ zum Vatikan, um dort Papst Leo zu treffen.

Am 23. Oktober 2025 trafen VertreterInnen Sozialer Bewegungen aller Kontinente in Rom Papst Leo XIV. (siehe hierzu den Artikel von Vatican News). Wie bereits bei den beiden letzten Welttreffen 2016 und 2021 war das Institut für Theologie und Politik aus Münster als einzige Institution im deutschen Sprachraum beteiligt, diesmal vertreten durch Benedikt Kern und Julia Lis. Drei Tage lang tagte die Versammlung in einem besetzten Haus und diskutierte die Erfahrungen widerständiger Praxen in Bezug auf Landfragen, Wohnen, Arbeit, Migration, den Krieg in Gaza und die Krise der Demokratie.

Mitten in Rom, in einem besetzten Haus, das MigrantInnen und Geflüchteten ohne Perspektiven Gastfreundschaft gewährt haben wir vier Tage mit AktivistInnen, von Armut Betroffenen, aber auch Priestern, Ordensleuten und Bischöfen darüber gesprochen, wie soziale Bewegungen an einer gerechten Welt für alle arbeiten können, über Strategien und gemeinsame Visionen. In Deutschland erleben wir eine etablierte Kirche, die viel mit Strukturreformen beschäftigt ist, aber wenig in Protestaktionen involviert ist. In diesem Kontext wäre ein solches Treffen, noch dazu in einem besetzten Haus, kaum vorstellbar. Das zeigt für uns, welche Umkehrprozesse in unserem deutschen Kontext noch notwendig sind. Papst Leo stellt sich auf die Seite der Sozialen Bewegungen weiterlesen

Eine zusammenbrechende Welt und ein radikales Christentum

Wir dokumentieren hier das Eröffnungsreferat von Juan José Tamayo auf dem 44. Theologischen Kongress der Theologenvereinigung Johannes XXIII. am 5. September 2025. Tamayo hat sich als Theologe mit der Befreiungstheologie und dem Islam beschäftigt. Als Professor ist er in Madrid tätig.

Das Thema des diesjährigen Kongresses hat mit der turbulenten, irrationalen globalen Realität zu tun, die wir gegenwärtig erleben: „Die Welt in der Finsternis. Gibt es überhaupt noch Grund zur Hoffnung?“ Ich wurde gebeten, ein paar Gedanken vorzutragen zum Thema „Die zusammenbrechende Welt und ein radikales Christentum“. Das Thema ist nicht einfach, wir können uns davor jedoch nicht drücken.
Ich will das Thema in drei Abschnitten bearbeiten: Zunächst will ich versuchen, die wichtigsten Erscheinungsformen des aktuellen globalen Zusammenbruchs zu skizzieren; im zweiten Abschnitt werde ich nur kurz erste Anzeichen erwähnen, die es uns helfen könnten, den Zusammenbruch zu überwinden; im dritten Abschnitt will ich mich darum bemühen, die Frage zu beantworten, was ein radikales Christentum zu dieser Überwindung beisteuern kann. Eine zusammenbrechende Welt und ein radikales Christentum weiterlesen

ITP-Podcast Nr. 2: Was kann uns das Christentum heute noch sagen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich unser neuer Podcast, in dem das Team des Institut für Theologie und Politik (ITP) miteinander im Gespräch ist. In dem Podcast, der hier abrufbar ist, sprechen wir darüber, womit sich das ITP seit über 30 Jahren beschäftigt, wie Theologie, Politik und Lebensform zusammenhängen und was eine feministische politische Theologie sein könnte. Wir freuen uns über interessierte HörerInnen!

Transzendenz in ihrer Bedeutung für Migrationskämpfe und Gesetzeskritik

Am 27. Mai 2025 fand ein gemeinsamer Studientages des Netzwerkes migrationscharta.ch und des Instituts für Theologie und Politik mit einem Erfahrungsaustausch, theologischer Reflexion und Diskussion zu Strategien in der Migrationspolitik in Zürich (CH) statt. Ein Schwerpunkt war die Frage danach, ob Kämpfe um Migration gerade deshalb so schwach sind im Moment, weil ihnen ein Verständnis von Transzendenz als Horizont fehlt? Wir dokumentieren hier die beiden Vorträge von Jacob Schädelin und Michael Ramminger: Transzendenz in ihrer Bedeutung für Migrationskämpfe und Gesetzeskritik weiterlesen

Rundbrief 62 erschienen

Anfang April 2025 ist unser Rundbrief Nr. 62 mit folgenden Themen erschienen:

– Lebendiger Wandel und Treue. 50 Jahre „ Unsere Hoffnung“ (Julia Lis)

„Ich bin noch da“ Notwendigkeit des internationalen Dialogs zwischen Basisgruppen (Alberto Moreira)

Gutes Leben – buen vivir – und die Rechte der Natur. In Lateinamerika und überall (Barbara Imholz)

Über den Zustand der Demokratie. Oder: Wo ist der Souverän geblieben? (Michael Ramminger)

Der Rundbrief kann hier heruntergeladen werden: Rundbrief_62

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Podcast: Was hat Theologie mit Politik und Philosophie zu tun?

Josef Mühlbauer vom Varna Peace Institute hat Julia Lis und Michael Ramminger vom ITP interviewt und mit ihnen über das ITP, dessen Entstehung und Geschichte, ihr persönliches Interesse an Theologie und Politik, aber auch über ihren Blick auf die Geschichte des Christentums, auf die Befreiungstheologie, auf Franz von Assisi und das Verhältnis von Religion und Politik gesprochen . Das Gespräch kann hier abgerufen werden.

Subjektwerdung in Zeiten der Klimakatastrophe?

Zum Zusammenhang von Schuld und Freiheit aus befreiungstheologischer Perspektive

von Julia Lis

Obwohl die Rede von der Sünde heute kirchlich einen schweren Stand hat und der Missbrauch von Macht über die Seelen der Menschen in den und durch die Kirchen zu einem wichtigen gesellschaftlichen Thema geworden ist, ist der Begriff der Sünde aus dem allgemeinen Sprachgebrauch nicht verschwunden. So ist etwa in Zeiten der steigenden Sensibilität für Klimafragen von Klimasünden die Rede. Als Klimasünde wird falsches Verhalten in den Bereichen von Energie, Ernährung, Mobilität und Konsum bezeichnet. Diese Sünden der Einzelnen, so wird ihnen gesagt, haben unmittelbare Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Die Verhinderung oder zumindest eine Abmilderung der Klimakatastrophe wird nun auch vom Einzelnen erwartet und begegnet ihr oder ihm als Anspruch. Das kann natürlich auch ein Gefühl der Überforderung auslösen.
Gibt es dann noch Möglichkeiten der Subjektwerdung angesichts der Schuldverstrickung?

Der Artikel ist in der Zeitschrift UNA SANCTA (2024/1) erschienen und ist uns zur Verlinkung dankenswerterweise zur Verfügung gestellt worden:

Subjektwerdung in Zeiten der Klimakatastrophe