Archiv der Kategorie: Allgemein

Zu Weihnachten: Alles, worum ich Gott bitte …

Das berühmte Lied des argentinischen Sängers Léon Gieco hier in einer bemerkenswerten Version auf Spanisch, Arabisch und Hebräisch. Aber zuerst das Gebet:

Sólo Le Pido A Dios …

Das Einzige, worum ich Gott bitte, ist,
dass mir der Schmerz nicht gleichgültig sein möge;
dass mein Herz nicht leer und einsam sein möge
und ich gegeben haben werde, was ich geben konnte,
wenn die dürre Hand des Todes nach mir greift.

Das Einzige, worum ich Gott bitte, ist,
dass die Ungerechtigkeit mir nicht gleichgültig sein möge;
dass ich mich kein zweites Mal erniedrigen lasse,
wenn das ungerechte Schicksal
mich einmal zu seinem Werkzeug machen sollte.

Das Einzige, worum ich Gott bitte, ist,
dass der Krieg mir nicht gleichgültig sein möge,
dieses Ungeheuer, das mit donnerndem Schritt
die Unschuld der Armen zertritt.

Das Einzige, worum ich Gott bitte, ist,
dass der Verrat mir nicht gleichgültig sein möge;
dass die Vielen, wenn sie auch weniger ausrichten können
als der eine Verräter, doch mit ihrer Erinnerung
den Verrat richten.

Das Einzige, worum ich Gott bitte, ist,
dass die Zukunft mir nicht gleichgültig sein möge;
dass ich mich nicht verliere
in einer verlorenen Welt.

60 Jahre Katakombenpakt

2015 auf dem Petersplatz in Rom: 50 Jahre Katakombenpakt: Für eine Kirche der Armen.

Anlässlich des 60. Jahrestages der Katakombenpakts hat das ITP am 16. November 2025  in der Krypta von St. Antonius in Münster zu einem Gottesdienst eingeladen. Der Katakombenpakt war eine der Initialzündungen einer Kirche der Armen und der Befreiungstheologie. Er wurde 1965 von Bischöfen am Rande des II. Vatikanischen Konzils im Jahr in Rom geschlossen und stand für eine neue Anknüpfung an eine Kirche aus den Katakomben aus den ersten drei christlichen Jahrhunderten. 

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Friedensfähig statt kriegstüchtig. Plädoyer für einen Abschied vom Wahnsinn des Krieges.

Aufruf der ‚Nußdorf-Gemeinde‘ zur Friedensproblematik

Die „Nußdorf-Gemeinde“ ist eine Gruppe von etwa 25 Personen aus dem Kreis der Betriebsseelsorge und KAB, die seit über 30 Jahren regelmäßig in Nußdorf/Attersee mit dem Theologen und Mathematiker Kuno Füssel Leben und Glauben biblisch reflektiert. Stellvertretend: Kuno Füssel, Hubert Gratzer, Hans Gruber, Monika Pointner,  Elisabeth Schatz, Anna Wall-Strasser.
mail: wastra@aon.at

I. Gefährdungen und Verhinderungen des Friedens – aktuelle Bestandsaufnahme

Das Wort von der Zeitenwende hat eine ungeahnte und bestürzende Bedeutung bekommen. Aus Regierungserklärungen und politischen Debatten tönt uns unverhohlen die Überzeugung entgegen, dass der Aufbau von Kriegsfähigkeit und die damit verbundene Aufrüstung das Gebot der Stunde sind.
Ausgehend von den USA unter Trump kennzeichnet eine gigantische Aufrüstung, gefolgt von einem brutalen Sozialabbau die momentane Entwicklung in vielen Volkswirtschaften (vgl. z.B. die BRD). Der Kapitalismus setzt auf Kriegswirtschaft, um auf Gedeih und Verderb sein Überleben zu sichern. Anstelle einer auf dem Völkerrecht aufbauenden internationalen Ordnung droht die militärische Macht des jeweils stärkeren Staates zum maßgeblichen Faktor der internationalen Politik zu werden. Die Kriege gegen die Ukraine und in Gaza sind dafür erschütternde Belege. Wachsender Nationalismus im Verbund mit ungehemmter Gier nach Rohstoffen überziehen wie eine Seuche den ganzen Planeten.
Wenn vor diesem Hintergrund uns aus der Politik und den Mainstream-Medien eine vor Jahren noch undenkbare Rechtfertigung des Krieges als unumgängliche Möglichkeit der Konfliktlösung aufgedrängt wird, dann müssen wir den Mut haben, entschieden dagegen zu halten, denn Zynismus und Dummheit machen vergessen, was Krieg ist und war und in Zukunft noch schlimmer werden wird. Durch den Krieg, und zwar jeden Krieg und überall, werden die ansonsten so oft und gerne beschworenen ethischen Grundorientierungen und Werte der menschlichen Gesellschaft endgültig zu Grabe getragen. Was kein Mensch in Friedenszeiten darf und zu Recht unter Strafe steht, wird ihm im Kriegsfall sogar befohlen: Andere Menschen zu töten.
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Gott der Armen leben und denken (Gustavo Gutiérrez)

Eine Rezension von Prof. em. Dr. Norbert Mette, Juli 2025

Am 10. Juni wurde in Lima (Peru) vom Centro de Estudios y Publicaciones (CEP) und Instituto Bartolomé de Las Casas ein gerade neu erschienenes von Gustavo Gutiérrez vorgestellt: Vivir y pensar el Dios de los pobres. Es handelt sich um das Buch, an dem Gutiérrez seit 2000 gearbeitet hat und das er bis zu seinem Tod am 22. Oktober 2024 nicht mehr selbst hat abschließen können. Diese Aufgabe hat Leo Guardado übernommen.

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Franziskus: ein Papst mit radikalen Utopien?

Ist der Tod von Papst Franziskus und die Nachfolge in einer kirchlichen Institution für Revolutionäre von Interesse? Überlegungen von unserem Mitstreiter  Allan da Silva Coelho (Brasilien)

In den sozialen Netzwerken wurden einige Portale der revolutionären Linken, die ihre Solidarität mit dem verstorbenen Papst zum Ausdruck brachten, von ihren Lesern unter Druck gesetzt, „die andere Seite“ zu zeigen und die Spaltung der Meinungen deutlich zu machen. Für Teile der Linken war Franziskus ein Verbündeter. Für andere war er eine Gefahr, weil er die Legitimation einer Gesellschaftsordnung repräsentierte, die es gar nicht mehr geben sollte… Allerdings ist eine Diskussion darüber, wie Kirchen oder Religionen sein sollten, nicht der beste Ausgangspunkt für eine dialektische, historische und materialistische Analyse. Ich möchte Elemente zur Diskussion stellen, inwiefern das Erbe von Franziskus zum revolutionären Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter für die Überwindung des Kapitalismus im Hinblick auf den Sozialismus beiträgt oder nicht.

Dazu werde ich einige Elemente des historischen Kontexts hervorheben, um anschließend Denkanstöße zu seiner Beziehung zu unserem Bereich des Klassenkampfes zu geben: die Rezeption Franziskus‘ durch die politischen Kräfte, sein Versuch, innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche zu handeln, sowie die Grenzen und Beiträge seines Programms. Franziskus: ein Papst mit radikalen Utopien? weiterlesen

Rundbrief 62 erschienen

Anfang April 2025 ist unser Rundbrief Nr. 62 mit folgenden Themen erschienen:

– Lebendiger Wandel und Treue. 50 Jahre „ Unsere Hoffnung“ (Julia Lis)

„Ich bin noch da“ Notwendigkeit des internationalen Dialogs zwischen Basisgruppen (Alberto Moreira)

Gutes Leben – buen vivir – und die Rechte der Natur. In Lateinamerika und überall (Barbara Imholz)

Über den Zustand der Demokratie. Oder: Wo ist der Souverän geblieben? (Michael Ramminger)

Der Rundbrief kann hier heruntergeladen werden: Rundbrief_62

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Das Konzil von Nizäa als Moment der Konstantinischen Wende und Begründung einer idolatriekompatiblen Orthodoxie. In memoriam Papst Franziskus

Anfang 2025 ist in 2. Auflage das Buch von Urs Eigenmann/Kuno Füssel/Franz J. Hinkelammert (Hg.) erschienen: Der himmlische Kern des Irdischen. Das Christentum als pauperozentrischer Humanismus der Praxis, Luzern 22025. In ihm behandelt Urs Eigenmann die Wende vom messianisch-biblischen Christentum zur staatsreligiösen, platonisierten Orthodoxie im Konzil von Nizäa und der konstantinischen Wende. Das Buch kann im ITP bestellt werden. Hier veröffentlichen wir den neusten Text von Dr. Urs Eigenmann in einer überarbeiteten Version in momoria Papst Franziskus: Das Konzil von Nizäa als Moment der Konstantinischen Wende und Begründung einer idolatriekompatiblen Orthodoxie. In memoriam Papst Franziskus weiterlesen

Der Wahlsieg der Rechten wurde von all denen vorbereitet, die diesen öffentlichen Rassismus salonfähig gemacht haben …

Nach dem Wahlsieg der Rechten in Frankreich im vergangenen Jahr hat der französische Philosoph Jaques Ranciere in einem Gespräch dazu folgendes gesagt. Seine Antwort sollte auch uns nachdenklich machen. Das Gesamtgespräch mit Octave Larmagnac-Matheron ist am 25. Juni 2024 im Philosophie Magazin veröffentlicht worden. Es ist hier nachzulesen: Jacques Rancière: „Es gibt keine Krise der Demokratie, weil es keine wirkliche Demokratie gibt“.

 … Was waren Ihre ersten Gedanken zum Erfolg des Rassemblement National bei den Europawahlen und zu Macrons Ankündigung, die Nationalversammlung aufzulösen?

Der Wahlsieg des Rassemblement National (RN) wurde seit langem erwartet. Und vor allem wurde er längere Zeit systematisch von unseren Regierungen vorbereitet – sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite –, die immer wieder betonten, dass die extreme Rechte die richtigen Fragen stelle, sie selbst aber allein in der Lage seien, die richtigen Antworten darauf zu geben. Sie wurde von all jenen vorbereitet, die nicht aufgehört haben, dem als populär geltenden Rassismus des RN einen „sauberen Rassismus von oben“ entgegenzusetzen; von all jenen, die diesen öffentlichen Rassismus salonfähig gemacht haben, indem sie ihm die Farben der Republik, des Laizismus, der Gleichstellung von Mann und Frau, des Kampfes gegen den Antisemitismus und anderer traditionell linker Werte verliehen haben. Das Problem ist nicht die Anzahl der Stimmen, die diese rassistische Partei erhält, sondern der Triumph des Rassismus in den Sphären der Regierung, der Medien und der Intellektuellen. Was Macron betrifft, so teilt er die gewöhnliche Illusion von Regierenden, die ihre bloße Lust an der Macht für den Besitz einer profunden strategischen Wissenschaft halten. Es ist besser, nicht zu sehr zu versuchen, in ihre dunklen Beweggründe einzudringen. …

Frühkirchlicher Pazifismus

Die von Thomas Gerhards vorgelegte Quellensammlung „Pazifismus und Kriegsdienstverweigerung in der frühen Kirche“ galt ab 1984 als „Geheimtipp“ in der christlichen Friedensbewegung. Die Online-Neuausgabe von 2024 kann verbreitet und digital hier heruntergeladen werden

 

Thomas Gerhards: Pazifismus und Kriegsdienstverweigerung in der frühen Kirche. Eine Quellensammlung. – Neuedition der sechsten Auflage von 1991. (= edition pace ǀ Regal: Pazifismus der frühen Kirche 2). Online-Ausgabe, 04.12.2024.

Volker Beck: Es reicht!

„Dieser Papst ist und war nie ein Theologe. Er ist ein Opportunist. Dafür lieben ihn manche. Andere halten ihn deshalb für den Totengräber der Kirche. Nostra Aetate hat er gerade beerdigt, und Johannes Paul II. gleich mit. Man kann ihn nur verachten. “

Sollte dieser Tweet von Volker Beck, dem Vorsitzenden der deutsch-israelischen Gesellschaft authentisch sein, dann wäre das ein neuer Tiefpunkt  seiner (und vieler anderer) alles Israel-regierungskritisches Denken haßerfüllten Diffamierung.

Die volksstürmerische Agitation gegen alle, die sich um ein differenziertes Denken und Handeln im Konflik Israel – Gaza – Westbank bemühen, ist in keiner Weise mehr nachvollziehbar. Dazu gehören insbesondere die umstandslosen und undifferenzierten Antisemitismusvorwürfe gegen kairos-Palästina oder BDS, und jetzt auch dieser Post. Die geiferische Unterstützung einer israelischen Regierung, die nur die Waffengewalt als mögliche Lösung des Konflikts proklamiert, wird am Ende dastehen als das, was sie ist. Sie wird nichts zur Lösung der historischen Probleme beitragen, sondern das Gegenteil erreichen: die Zementierung der Auswegslosigkeit aus diesem tödlichen Konflikt. Insofern ist Volker Becks hemmungsloses Agitieren kein Ausdruck eines Kampfes gegen den Antisemitismus, sondern wird sich letztlich als zusätzliche Delegitimierung Israel darstellen. Wir haben aber wenig Hoffnung, dass er diese Form von historischem, dialektischen Denken beherrrscht. Dazu ist seine Schwarz-Weiss-Malerei zu deutlich.

Und hier der Link zur Botschaft von Past Franziskus zum  Weltfriedenstag.