Alle Beiträge von

Transzendenz in ihrer Bedeutung für Migrationskämpfe und Gesetzeskritik

Am 27. Mai 2025 fand ein gemeinsamer Studientages des Netzwerkes migrationscharta.ch und des Instituts für Theologie und Politik mit einem Erfahrungsaustausch, theologischer Reflexion und Diskussion zu Strategien in der Migrationspolitik in Zürich (CH) statt. Ein Schwerpunkt war die Frage danach, ob Kämpfe um Migration gerade deshalb so schwach sind im Moment, weil ihnen ein Verständnis von Transzendenz als Horizont fehlt? Wir dokumentieren hier die beiden Vorträge von Jacob Schädelin und Michael Ramminger:

Jacob Schädelin: Möglichkeit vor Wirklichkeit

Michael Ramminger: Transzendenz Transzendenz in ihrer Bedeutung für Migrationskämpfe und Gesetzeskritik weiterlesen

Leo XIV.: Der Friede gehört allen oder niemandem

Am 30. Mai 2025 hat sich Papst Leo XIV. mit einer Ansprache an Teile der italienischen Friedensbewegung gewandt. In Zeiten, in denen das Töten und Sterben in Gaza und der Ukraine wie in anderen Teilen der Welt weitergeht und ein Diskurs von Aufrüstung und Militarisierung in unserer Gesellschaft dominiert, ist es ermutigend zu sehen, dass Papst Leo XIV. von Anfang seines Pontifikats an den Kurs von Papst Franziskus fortsetzen möchte und entschieden für friedliche Lösungen, also ein sofortiges Ende der militärischen Gewalt und die Beendigung der Aufrüstungsspirale, eintritt. Besonders freut es uns, dass er ebenso wie sein Vorgänger dabei nicht allein an die Herrschenden der Welt appelliert, sondern auf die Zusammenarbeit mit den Bewegungen von unten setzt und in deren kreativen, entschiedenen Engagements für den Frieden ein Zeichen der Hoffnung erkennt. So fordert er dazu auf, die Logik des Krieges, der nationalen Sicherheit und des Militärs umzudrehen. Dem widersinnigen Spruch, dass wer den Frieden will, für den Krieg rüsten solle, setzt er eine andere Logik entgehen: Wer Frieden will, muss den Frieden vorbereiten. Diesen Text möchten wir hier in deutscher Übersetzung  veröffentlichen:

Leo XIV.: Der Friede gehört allen oder niemandem weiterlesen

Ist christliche Friedensethik im 21. Jahrhundert noch zu gebrauchen?

Der Beitrag von Jan Henrik Röttgers beschäftigt sich mit der Frage, ob die christliche Friedensethik im 21. Jahrhundert noch relevant ist, und analysiert ihre biblischen Wurzeln sowie ihre Entwicklung von der Antike bis heute. Dabei wird deutlich, dass die biblischen Vorstellungen von Frieden (שָלוֹם im Alten Testament und Ειρήνη im Neuen Testament) tief mit Gottes Wirken und Gerechtigkeit verbunden sind, während sich die Kirche im Lauf der Geschichte zunehmend an staatliche Macht und den „gerechten Krieg“ anpasste. Aktuelle Herausforderungen bestehen vor allem in der veränderten Kriegsführung, der Schwäche des Völkerrechts und geopolitischer Konflikte, wobei die Friedensethik heute eher auf Diplomatie, Gewaltverzicht und eine radikale Abkehr von staatlicher Souveränität setzt, um einen dauerhaften Frieden zu fördern. Der Text ist hier abrufbar:

Ist christliche Friedensethik im 21. Jahrhundert noch zu gebrauchen?

Mit Franz und Klara von Assisi auf der Suche nach einem anderen Leben

Unterrichtsmaterial für die 2./3. Klasse | Material für Kirche mit Kindern

Franz und Klara von Assisi sind nicht nur zwei bekannte Gestalten aus der Geschichte des Christentums, sondern auch zwei faszinierende Menschen, die bis heute inspirierend wirken. Sie lebten ihre Lehre von einem anderen Leben und haben Nachfolge in ihrem Leben praktisch verwirklicht.

Das Heft zeigt Möglichkeiten auf, mit Kindern in Schule und Kirche anhand dieser beiden Personen einen Perspektivwechsel vorzunehmen und die Welt durch Franz’ und Klaras Lebensbotschaft neu zu beleuchten: Es geht um einen anderen Umgang mit Zeit, Krankheit und Armut. Es geht darum, die ganze Schöpfung als eine große Geschwistergemeinschaft zu sehen. In unserer Welt, in der das Wachstum an seine Grenzen gekommen ist, kann die Botschaft eines Lebens, das nach anderen Bedürfnissen fragt, Befreiung sein. Die vorliegenden Ideen und Materialien liefern Anregungen, die franziskanischen Erzählungen anhand kreativer Methoden und Zugänge mit Kindern abwechslungsreich und vielseitig zu bearbeiten.

Mit Franz und Klara von Assisi auf der Suche nach einem anderen Leben weiterlesen

Rundbrief 62 erschienen

Anfang April 2025 ist unser Rundbrief Nr. 62 mit folgenden Themen erschienen:

– Lebendiger Wandel und Treue. 50 Jahre „ Unsere Hoffnung“ (Julia Lis)

„Ich bin noch da“ Notwendigkeit des internationalen Dialogs zwischen Basisgruppen (Alberto Moreira)

Gutes Leben – buen vivir – und die Rechte der Natur. In Lateinamerika und überall (Barbara Imholz)

Über den Zustand der Demokratie. Oder: Wo ist der Souverän geblieben? (Michael Ramminger)

Der Rundbrief kann hier heruntergeladen werden: Rundbrief_62

Rundbrief 62 erschienen weiterlesen

„Migration als einen entscheidenden Moment unserer Geschichte betrachten“

„Die Abschiebung von Menschen, die in vielen Fällen ihr Heimatland aus Gründen extremer Armut, Unsicherheit, Ausbeutung, Verfolgung oder wegen schwerer Umweltschäden verlassen haben, [verletzt] die Würde vieler Männer und Frauen sowie ganzer Familien und versetzt sie in eine besonders prekäre und schutzlose Lage.“
Papst Franziskus in seinem Brief an die US-amerikanischen Bischöfe vom 10. Februar 2025

Der Brief ist in seiner Übersetzung von Norbert Arntz hier nachlesbar: Papst Franziskus zur Migrationspolitik Trumps

Podcast: Was hat Theologie mit Politik und Philosophie zu tun?

Josef Mühlbauer vom Varna Peace Institute hat Julia Lis und Michael Ramminger vom ITP interviewt und mit ihnen über das ITP, dessen Entstehung und Geschichte, ihr persönliches Interesse an Theologie und Politik, aber auch über ihren Blick auf die Geschichte des Christentums, auf die Befreiungstheologie, auf Franz von Assisi und das Verhältnis von Religion und Politik gesprochen . Das Gespräch kann hier abgerufen werden.

Subjektwerdung in Zeiten der Klimakatastrophe?

Zum Zusammenhang von Schuld und Freiheit aus befreiungstheologischer Perspektive

von Julia Lis

Obwohl die Rede von der Sünde heute kirchlich einen schweren Stand hat und der Missbrauch von Macht über die Seelen der Menschen in den und durch die Kirchen zu einem wichtigen gesellschaftlichen Thema geworden ist, ist der Begriff der Sünde aus dem allgemeinen Sprachgebrauch nicht verschwunden. So ist etwa in Zeiten der steigenden Sensibilität für Klimafragen von Klimasünden die Rede. Als Klimasünde wird falsches Verhalten in den Bereichen von Energie, Ernährung, Mobilität und Konsum bezeichnet. Diese Sünden der Einzelnen, so wird ihnen gesagt, haben unmittelbare Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Die Verhinderung oder zumindest eine Abmilderung der Klimakatastrophe wird nun auch vom Einzelnen erwartet und begegnet ihr oder ihm als Anspruch. Das kann natürlich auch ein Gefühl der Überforderung auslösen.
Gibt es dann noch Möglichkeiten der Subjektwerdung angesichts der Schuldverstrickung?

Der Artikel ist in der Zeitschrift UNA SANCTA (2024/1) erschienen und ist uns zur Verlinkung dankenswerterweise zur Verfügung gestellt worden:

Subjektwerdung in Zeiten der Klimakatastrophe

10 Jahre Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus

Pfefferspray statt soziale Gerechtigkeit“

Wie Gewalt sich breit macht…und was dagegen zu tun ist.

Papst Franziskus hat zum zehnjährigen Bestehen der Welttreffen der Sozialen Bewegungen („movimientos populares“ – MMPP) im Vatikan am 20. September 2024 eine Ansprache gehalten. Wir möchten sie hier gerne in deutscher Übersetzung veröffentlichen, weil wir die Welttreffen der Sozialen Bewegungen seit 2014 intensiv mit begleitet und teilweise daran auch teilgenommen haben. Hierzu haben wir auch verschiedene Veröffentlichungen gemacht, von denen hier eine Auswahl abrufbar ist:

Schwestern und Brüder, guten Tag. Schön, dass ihr gekommen seid.

Wir erinnern uns an den Moment, der den Ausgangspunkt für unsere gemeinsame Geschichte gebildet hat! Zehn Jahre sind vergangen, seit dem ersten Welttreffen der sozialen Bewegungen. Damals haben wir „Land – ein Dach über dem Kopf – Arbeit (die drei T: „tierra, techo, trabajo“, NM) zum Motto erklärt. „Land – ein Dach über den Kopf – Arbeit“ sind heilige Rechte. Niemand soll Euch diese Überzeugung streitig machen, niemand soll Euch dieser Hoffnung berauben, niemand soll Euch diesen Traum austreiben!

10 Jahre Welttreffen der Sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus weiterlesen

Messianisch predigen

»Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.« (Mt 11,5)
Das ist die Antwort und Selbstbeschreibung seines Handelns, die Jesus den Jüngern des inhaftierten Täufers Johannes gibt auf ihre Frage, ob er der Messias sei. In dieser Antwort erscheint die Verkündigung vordergründig als das am wenigsten Wirkmächtige und Spektakuläre gegenüber den Heilungen und der Auferstehung von Toten. Im Hintergrund verbirgt sich jedoch einiger Sprengstoff, weil gesagt wird, wer die Adressatinnen und Adressaten dieser Verkündigung des Evangeliums sind: die Armen, die ihrer Autonomie Beraubten, die Verliererinnen und Verlierer der Geschichte. In dieser Parteilichkeit steckt die Brisanz der Verkündigung des Evangeliums, weil es auf ihre Befreiung abzielt. Doch was macht dann die inhaltliche Füllung parteilicher Verkündigung aus?

Benedikt Kern und Jan Henrik Röttgers haben hierzu einen Beitrag veröffentlicht in: Der Prediger und Katechet (2024/5), S. 631-635. Der Beitrag kann hier online gelesen werden:

Prediger und Katechet 2024_05_Messianisch predigen