Veranstaltungsreihe zu feministischer Gesellschaftskritik

Herzliche Einladung zu einer Veranstaltungsreihe in Münster unter Beteiligung des ITP, die feministische Gesellschaftskritik in ihren aktuellen Bezügen thematisiert.

„Die Tomate weiter werfen…
Feministische Gesellschaftskritik jenseits von Alphamädchen und F-Klasse“

Ein Tomatenwurf während der Delegiertenkonferenz des SDS war 1968 einer der Startschüsse für die zweite Frauenbewegung in Deutschland. Damals kritisierten die Studentinnen, der SDS ignoriere die Diskriminierung der Frauen. Mittlerweile scheint selbst in staatlichen Institutionen die ‚Emanzipation‘ angekommen zu sein. Also brauchen wir doch keinen Feminismus mehr – oder?

Dienstag, 28.04.2009, 19 Uhr im Cinema, Warendorfer Str. 45:

„Bread and Roses“ (Regie: Ken Loach)Die junge Mexikanerin Maya kommt illegal in die USA und hofft auf bessere materielle Existenz für sich und ihre Familie. Doch sie gerät unausweichlich in die Maschinerie der ausbeuterischen Arbeitswelt und wehrt sich. Ein hoffnungsvoller Film, der zeigt, dass sich solidarischer Widerstand und Protest lohnen.

Dienstag, 12. Mai 2009, 20 Uhr, Stadtbücherei, Alter Steinweg 11:

„Ausverkauf des Feminismus? Von der Revolutionärin 1968 zur Gleichstellungsbeauftragten“
Vortrag und Diskussion mit Stefanie Ehmsen (Politologin, Berlin)
In der Folge der Studentenbewegung von 1968 begann auch die Neue Frauenbewegung ihren langen „Marsch durch die Institutionen“. Der Aufbruchsstimmung der Anfangszeit steht heute eine Fülle institutioneller Gleichstellungsprogramme entgegen. Einerseits Gender und Girls-Day, andererseits Germanys next Topmodel – da fragt sich, ob der Feminismus nicht auf der Strecke geblieben ist.

Montag, 25. Mai 2009, 20 Uhr, Weltbühne in der ESG, Breul 43:

„Feministische Gesellschaftskritik in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise“
Vortrag und Diskussion mit Gabriele Winker (Feministisches Institut, Hamburg)
Es reicht nicht aus, primär eine formale Gleichberechtigung voranzutreiben und das Leben von Frauen umfassend den ökonomischen Interessen zu unterwerfen. Menschliche Grundbedürfnisse wie Bildung, Erziehung, Gesundheit und Pflege – als klassische Frauendomänen abgewertet – müssen in das Zentrum politischen Handelns gestellt werden. Feministische Widerstandspraxen in sozialen Bewegungen können dazu beitragen, dass ein menschenwürdiges Leben für alle selbstverständlich wird.

Zum Hintergrund
Was haben eigentlich neue Bücher wie „Wir Alpha-Mädchen“ oder „Die neue F-Klasse“ mit ‚Feminismus‘ zu tun? Sollte feministische Kritik etwas mit der Kritik der gesamten Gesellschaft zu tun haben, mit der Weise wie wir leben und wirtschaften – nämlich kapitalistisch, profit- und leistungsorientiert? Oder haben sich ‚feministische‘ Ansprüche inzwischen aufs Kulturelle zurück gezogen und auf die Maxime: „Wer sich genug anstrengt, erreicht auch als Frau gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung!“?
Die ’neue Frauenbewegung‘ entstand während der StudentInnenbewegung der 68er und teilte mit ihr die massive Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft. Ist davon heute noch etwas zu merken? Oder ist den feministischen Bewegungen jeder gesellschaftskritische Zahn gezogen? Haben sie sich die Aufgaben aufgeteilt? Die einen betreiben angepasste ‚Gleichstellungspolitik‘. Andere reiben sich in Kleinst-Institutionen auf, die, wie z.B. die autonomen Frauenhäuser oder Frauenrechtsgruppen, jede für sich wichtig sind aber gesamtgesellschaftlich nicht viel verändern können. Wieder andere sind in autonomen Gruppen organisiert, die z.B. Ladyfeste organisieren, feministische Politik und Diskussionen an den Hochschulen oder in linken Gruppen organisieren, aber kaum sichtbar werden. Wie haben sich Formen feministischer Politik verändert? Wo gibt es heute Protest und Widerstand gegen Frauendiskriminierung und Geschlechterhierarchie, ohne die kapitalistische Gesellschaft nicht funktionieren würde? Wie kann es gelingen, gleichzeitig die Geschlechterrollen und, ganz grundsätzlich die Einteilung in zwei Geschlechter selbst als hierarchisch und überholt zu entlarven und zu bekämpfen? Wie können wir Ansätze grundsätzlicher feministischer Kritik sichtbarer machen, miteinander ins Gespräch bringen und öffentliche Debatten anstoßen?
Diese Fragen möchten wir in dieser Veranstaltungsreihe mit euch diskutieren, Ideen austauschen und evt. gemeinsame Möglichkeiten entdecken und erarbeiten.

Veranstaltende
Fem. AK Schöner Leben, zusammen mit: AstA Frauenreferat/ AstA Lesbenreferat/ attac Regionalgruppe MS / Cafe Weltbühne in der ESG / CINEMA, Die Linse / Frauenforschungsstelle DIWA / ITP / Bezirksfrauenteam KAB HammMünsterWarendorf/ LIVAS / SOLID Regionalgruppe MS/ Rosa-Luxemburg-Club Münster/ Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW

Kontakt: Fem. AK Schöner Leben, c/o ITP, Tel: 0251/524738, E-Mail: strobel.itp@muenster.de