Zum Tod von Luisa Toledo

Man muss kämpfend sterben, was ist sonst der Sinn…? Was ist der Sinn, sich darauf einzulassen, wenn man auf halbem Wege stehen bleibt…?“

Luisa Toledo, ein Symbol des Kampfes gegen die Militärdiktatur, starb am 6. Juli 2021 in Santiago, Chile. Nach dem Putsch von 1973 begann Luisa für das Komitee zur Förderung der Zusammenarbeit für den Frieden zu arbeiten, dem Vorgänger des Vikariats der Solidarität und besser bekannt als das Pro-Friedenskomitee, das 1974 von den chilenischen Kirchen gegründet wurde, um den Opfern der Diktatur zu helfen. Als Sekretärin eines Anwaltes des Komitees transkribierte sie Berichte über Menschenrechtsverletzungen in Chile.

Foto von Gerardo Magallón (desInformémonos)

Luisa und ihre Familie gehörten zur Gemeinde Cristo Liberador in Villa Francia, wo sie mit emblematischen Priestern im Kampf gegen die Militärdiktatur zusammenkamen, wie Mariano Puga, Roberto Bolton, Pierre Dubois und Alfonso Baeza. Die Gemeinde wurde in den ersten Jahren der Diktatur eine religiöse, soziale und politische Zuflucht.

Am 29. März 1985 wurden ihre Söhne Eduardo und Rafael, 20 und 18 Jahre alt, von Carabineros getötet. Seitdem und bis heute wird jedes Jahr am 29. März der „Tag des jungen Kämpfers“ im Land mit Protesten und Demonstrationen begangen.

Dreieinhalb Jahre später, am 5. November 1988, wurden ihr Sohn Pablo und Araceli Romo in Cerro Mariposas, in Temuco, durch eine Bombenexplosion tot aufgefunden. Luisa und ihr Mann Manuel Vergara wurden zu einer der Stimmen des Widerstandes gegen die Repression der Militärdiktatur.

Wir vom ITP hatten das Glück, sie im September 2019 in ihrem Zuhause besuchen zu können. Trotz ihrer Krankheit waren wir fasziniert von ihrer Stärke, ihrer Widerspenstigkeit und ihrer leidenschaftlichen Verteidigung des Kampfes, als einzige Alternative, um eine bessere Welt für alle zu erreichen. In den letzten Monaten, während des sozialen Aufbruchs, der Chile seit Oktober 2019 mit Hoffnung erfüllt, haben wir Luisas Stimme wieder gehört:

Als dies geschah, dachte ich ‚das ist nur noch eine weitere Sache‘. Ich war sehr zurückhaltend, mich über irgendetwas zu begeistern. Es hat mich völlig überrascht und bedeutet für mich sehr viel, denn irgendwann habe ich mich sogar gefragt, ob es so viele Opfer, so viele Tote, so viele Verschwundene, so viele Menschen, die während der Diktatur gelitten haben, wert gewesen ist. Es war eine Frage, die ich mir stellte, und plötzlich kam 2019 der kämpferische Ausbruch so laut wie ein Schrei, der überall zu hören war. Es war wunderbar, wie eine Auferstehung, wie wieder zu glauben, als ob ich meine Kinder wieder dabei hätte. Es war wieder zu spüren, dass all die Opfer, die man bringt, um diese Gesellschaft zu verändern, gültig sind.“

Luisa Toledo wird weiterhin eine Referenz für uns alle sein, die für eine bessere Zukunft kämpfen. Sie hinterlässt uns ein Beispiel für Würde und Widerständigkeit, was wir zu ehren wissen.

Foto von Gerardo Magallón (desInformémonos)