Tribunal der Voelker gegen Kriegsverbrechen in Sri Lanka eroeffnet

Am heutigen Donnerstag, den 14. Januar 2010 wurde in Dublin, der Hauptstadt Irlands ein Tribunal der Völker (Nachfolger des Bertrand Russel Tribunal) gegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Sri Lankas eröffnet. Wie der Vorsitzende des Tribunals, der bekannte Theologe und Sozialwissenschaftler Francois Houtart aus dem belgischen Louvain zu Beginn ausführte, geht es darum, die Vorwürfe zu prüfen, wonach die Regierung Sri Lankas und deren Armee in der letzten Phase ihres Krieges gegen die Tamilen und die tamilische Befreiungsbewegung LTTE Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben. Dazu hat sich ein hochrangig besetztes Tribunal von elf erfahrenen Menschenrechts- und Rechtsexperten unter Vorsitz von Houtart zusammengefunden, u.a. der frühere Richter am höchsten Gericht Indiens, Rajinder Sachar, die bekannte ägyptische Schriftstellerin und Ärztin Nawal al Saadawi, der buddhistische Friedensaktivist Sulak Sivaraksa, der frühere stellvertretende UN-Generalsekretär Denis Hallyday und der Direktor des Zentrums für Studien zum Völkermord in Buenos Aires, Daniel Feierstein.
Sie haben damit begonnen, eine Reihe von Zeugen anzuhören, internationale Gutachter, aber auch Betroffene von Folter, Vertreibung und Verfolgung. Einige werden aus Sicherheitsgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit angehört, um sie oder Angehörige in Sri Lanka nicht zu gefährden.
In einem ersten Durchgang wurden am Vormittag wesentliche Ereignisse der letzten Phase des Krieges (Januar bis Mai 2009) behandelt: Bombadierung der Zivilbevölkerung mit täglich bis zu 116 Toten in den letzten Kriegswochen zwischen Januar und Mai 2009; Vertreibung der Bevölkerung zunächst in sogenannte sichere Zonen, die dann aber angegriffen wurden; systematische und mehrfache Bombardierung von Krankenhäusern; Einsatz von Cluster- und Phosphorbomben gegen die Zivilbevölkerung; Folter, Mord und Verschwindenlassen von Kriegsgefangenen; Einsatz von Wasser, Lebensmitteln und Medizinische Versorgung als Kriegswaffen; nach dem Ende des Krieges dann Gefangennahme der Bevölkerung in Konzentrationslagern mit Mißhandlungen, Vergewaltigungen und Ermordung bei gleichzeitiger Aussperrung internationaler BeobachterInnen und Hilfsorganisationen. Das Tribunal wird vom Irish Forum for Peace in Sri Lanka in Kooperation mit der Irish School of Ecumenics am Trinity College Dublin und der School of Law and Government der Dublin City University organisiert. Es wird von anderen europäischen Gruppen unterstützt, die sich für Frieden und Gerechtigkeit in Sri Lanka einsetzen, unter anderem von der Initiative für einen Verhandlungsfrieden in Sri Lanka.