Ich bin sicher, dass das Leben in Jesus heilt, erneuert und befreit und er möchte keine Seligen.

In der Nacht von Freitag auf Samstag verstarb in Santiago de Chile der Arbeiterpriester Mariano Puga. Mariano gehörte zu den letzten großen und glaubwürdigen Figuren des chilenischen Katholizismus. Mariano, der aus einer bedeutenden und reichen Familie Chiles kam, entschied sich nach seinem Studium in Frankreich Ende der sechziger Jahre Arbeiterpriester in Chile zu werden. Mariano arbeitete sein ganzes Leben lang als Anstreicher und lebte in verschiedenen Poblaciones, d.h. Armenvierteln. Der Militärputsch von Pinochet 1973 gab seinem Leben eine neue Richtung. Er gehörte zu den ersten, die sich öffentlich und in Aktionen zivilen Ungehorsams gegen die Verbrecher an der Regierung stellten, Folter und Gewalt anprangerte und sich für politische Gefangene einsetzte. Er gründete die Bewegung „Movimiento contra la tortura Sebastián Acevedo“, die nach einem Arbeiter benannt war, der sich aus Protest gegen den chilenischen Geheimdienst öffentlich verbrannte. Mariano war mehrfach verhaftet, unter anderem im Folterzentrum Villa Grimaldi.

Überall, wo Mariano lebte und als Anstreicher und Priester arbeitete, stand er an der Seite der Arbeitslosen, der Ausgebeuteten und der Jugendlichen, die gegen die Diktatur kämpften. Während der aktuellen Aufstände hat er seine Stimme erhoben, um sich für die Bedürfnisse der Armen, der Jugendlichen und der Unterdrückten einzusetzen. Marianos Totenwache wurde in der Villa Grimaldi durchgeführt. Danach wurde er verbrannt, seine Asche in all den Armenvierteln verteilt, in denen er gelebt, gearbeitet und gekämpft hatte.

Wir hatten noch das große Glück, Mariano ein letztes Mal im Herbst 2019 in Santiago treffen zu können. Wir wollen Mariano mit einem Gedicht von Berthold Brecht ehren:

Es gibt Menschen, die kämpfen einen Tag, und sie sind gut.
Es gibt andere, die ein Jahr kämpfen, und sind besser.
Es gibt Menschen, die kämpfen viele Jahre, und sind sehr gut.
Aber es gibt Menschen, die kämpfen ihr Leben lang: Das sind die Unersetzlichen.

Mariano gehörte zu den Letzteren.

Mariano: wir sagen Dir Danke für alles: Dein Leben, Deinen Kampf, Dein Zeugnis und auch für Deine Musik, die so oft Gottesdienste und andere Ereignisse begleitet hat. Mariano „siempre presente“ bis zum Wiedersehen in der Ewigkeit des Reich Gottes mit unserem Bruder und Herrn dem befreienden Jesus Christus.

Kuno Füssel/ Michael Ramminger