Nachruf auf Ruth Schlette

Am Freitag, den 26. Januar 2024, verstarb unsere langjährige Freundin und treue Unterstützerin Ruth Schlette in Bonn. Bis zu ihrem Lebensende wollte sie mit uns im Kontakt stehen, solidarisch sein und die Welt begreifen.

Sie repräsentiert eine Generation (geb.1933 im Allgäu) , die als Kinder die Grauen des Krieges erlebten, in der Studierendenbewegung sich maßgeblich politisierten und Zeit ihres Lebens an den Grundfesten ihrer Gesellschaftskritik festhielten. Den Grundstein dafür hat vermutlich auch ihre Bildung in einem Internat der Benediktinerinnen gelegt, denn sie hat offensiv ihre links-christlich theologische Verankerung vertreten. Dies war unsere Verbindung zu ihr, zu ihrem Engagement und ihrer Unterstützung der Chile-Solidaritätsarbeit in den 1980er Jahren, aber auch befreiungstheologisch inspirierter Hochschulpolitik in der Studierendengemeinde in Münster.

Sie studierte Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaften in München, wurde nach ihrer Promotion Assistentin an der Universität in Münster. Nach ihrer Heirat mit Heinz Robert Schlette 1960, der Professor für Philosophie an der PH Bonn wurde, blieb bis zu ihrem Lebensende Bonn ihr Lebensmittelpunkt, wo sie ab 1973 als Referentin in der Deutschen Stiftung für Entwicklungshilfe tätig war.

Sie gründete mit anderen, überwiegend Frauen, nach dem Putsch in Chile 1973 die Solidaritätsaktion „Kinderhilfe Chile“, die über 20 Ortsgruppen haben sollte. Sie gehörte zu jenem Personenkreis, der über die KSG Münster maßgeblich die Menschenrechtsabteilung der Vicaría de la Solidaridad unterstützte. Als die Deutsch-Chilenin Beatriz Brinkmann in den 1980er Jahren in die Fänge der Diktatur geriet, trug die von Ruth Schlette maßgeblich getragene Kampagne „Freiheit für Beatriz Brinkmann“ zu deren Freilassung 1987 bei.

Nach dem politischen Niedergang der KSG in Münster in den 1990er Jahren gehörten sie und ihr Mann zu den ersten, die die Gründung des Institut für Theologie und Politik förderten, um befreiungstheologische Traditionen zu bewahren und strukturell zu verankern.

Dass sie zuletzt in der Unterstützung von Geflüchteten und in der Migrationsbewegung aktiv war, mag uns da gar nicht verwundern. Wir danken für ihr Leben.