Die politischen Umbrüche in Afrika sind „das“ Thema auf dem WSF

Die Veranstaltungen des Weltsozialforums in Dakar stehen mehrheitlich deutlich im Zeichen des afrikanischen Kontexts, vor allem aber der aktuellen Entwicklungen in Tunesien und Ägypten. In einer Veranstaltung von Medico International und dem Peoples Health Movement mit Vertretern aus diesen beiden Ländern wurde aktuell über die Entwicklungen berichtet. Es wurde deutlich, dass die Umbrüche nicht abgeschlossen, entsprechend die Situation unübersichtlich ist. Ein Bericht aus Tunesien beschrieb die aktuelle politische Situation als so „neu“, dass man eigentlich zunächst mal innehalten müsse, um das zu realisieren. Gleichzeitig sei aber gerade dafür kaum Zeit. Die aktuelle Koalition des politischen Umbruchs sei aus vielen Parteien zusammengesetzt, die praktisch bisher alle nicht offen und legal hätten arbeiten können. Das Bündnis reiche im politischen Spektrum von ganz links bis national und versuche nun, eine gemeinsame Linie zu finden. Weil aber die bisherige Arbeit illegal war, seien die Parteien, die Strukturen und die Personen in der breiten Öffentlichkeit des Landes wenig bekannt. Für die neuen Herausforderungen müssten jetzt neue Strukturen entwickelt werden.

Aus Ägypten berichtete ein Augenzeuge, dass sich die Situation zuspitze, dass die aktuelle Regierung und die ausländischen Einflussnahmen darauf setzten, Zeit zu gewinnen, um für sie günstige Alternativen zu entwickeln. Die weitere Entwicklung hänge von so vielen Faktoren ab, dass sie faktisch nicht planbar sei. Die Entscheidungen fielen je nach Herausforderungen und Informationslage. Das Zeitspiel der Regierung ermüde den Protest, eine Zuspitzung und Erhöhung des Drucks sei nötig, berge aber die Gefahr einer tödlichen Eskalation.

Obwohl die Veranstaltung sehr kurzfristig angesetzt war und nur durch Mundpropaganda angekündigt wurde, nahmen ca. 80 Personen teil. In der Diskussion wurde deutlich, dass es vor allen Dingen Menschen aus verschiedenen afrikanischen Ländern waren, aber auch einige Europäer, Nord- und Südamerikaner. Die Diskussion drehte sich vor allen Dingen um Fragen wie Führungsstrukturen im Aufstand und im weiteren politischen Prozess, um die imperialistischen Einflussnahmen aus Europa und den USA und um die Auswirkungen dieser Umbruchprozesse auf weitere afrikanische Ländern. In diesem letztgenannten Punkt wurde vor allen Dingen das Interesse der TeilnehmerInnen aus den afrikanischen Ländern deutlich, zu erfahren, wie die gegenwärtige Situation für ihre Länder genutzt werden kann, um Freiheit und Gerechtigkeit zu erreichen.