Zur Enzyklika Fratelli tutti – Über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft

Die neue Enzyklika von Papst Franziskus ruft bei den Unheilspropheten der freien Marktwirtschaft aggressive

Funktionierende Marktwirtschaft in Chile

Beunruhigung hervor. Das sollte Franziskus zur Ehre gereichen. So sagte der Präsident des Münchner Ifo-instituts, Clemens Fuest, nicht nur, dass er enttäuscht von der „anti-marktwirtschaftlichen Ideologie und Fehleinschätzungen über Globalisierung und die Rolle Privateigentum“ sei. Ebenfalls ganz Lehramt schreibt er, der Papst irre hier und dort, und es sei ein Skandal, dass er nicht gegen den „Chavez-Maduro-Sozialimsus“ wettere.

Ähnlich schimpft auch Thomas Fuster, Volkswirtschaftler und

Redakteur der Neuen Züricher Zeitung auf die Enzyklika, auch wenn er etwas diffiziler zu Werke geht: „Vieles an den Anklagen wirkt wie eine Karikatur. Kein noch so überzeugter Kapitalist behauptet, der Markt löse alle Probleme. Selbstverständlich gibt es

Marktversagen, etwa in der Umweltpolitik, oder Fragen der Armutsbekämpfung…Entsprechend gefährlich ist es, bei der Schaffung einer «gerechteren Wirtschaft» primär auf den Staat zu setzen.“ Fuster wünscht sich, dass Franziskus von seinem Vorvorgänger, von Johannes Paul II lernen würde: dessen Antikommunismus und die Befürwortung der „Marktwirtschaft“ (Kapitalismus)

Norbert Arntz schreibt dazu in einem Leserbrief zum Interview mit Clemens Fuest:

Herr Fuest bringt in seinem Interview zur Papstenzyklika „“Über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft“ seine marktliberale (besser markttheologische) Argumentation aggressiv gegen Papst Franziskus in Stellung. Aus der Glaubenskongregation des IFO-Instituts entzieht er dem Papst als „vorurteilsbesetzten“ „gefährlich“ „Irrenden“ die Lehrerlaubnis. Gegenüber dem vom Papst aufgezeigten gesellschaftlichen Problemkomplex tritt er auf die Kanzel seines Tempels, um moralisierend jeden einzelnen zu bepredigen:

„Wir alle sollten versuchen, mehr für andere da zu sein und zu tun. […] Wir alle sollten uns fragen, wie wir schwächere Menschen und Menschen in Schwierigkeiten behandeln und was wir für sie tun.“

Welcher Zynismus angesichts des Elends von Milliarden von Menschen und der Natur! Immerhin dient es der Einsicht in die realen Konflikte, dass in so wenigen Glaubens-Sätzen des Hohenpriesters Fuest die ideo-theologische Rechtfertigungslehre des Marktliberalismus aufscheint.

Mit freundlichen Grüßen