Gewaltverhältnisse

Der Castor ist angekommen. 126 Stunden hat er gebraucht – länger als je zuvor. Die Proteste waren stark und vielfältig. Polizei und Castor-Gegner werfen sich nun gegenseitig Gewalt vor. Wer die Geschichten von vor Ort hört und sieht, hat allerdings den Eindruck – den die Zahlen bestätigen –, dass die Polizei noch massiver als im letzten Jahr vorging. Bürgerliche Medien, die einerseits das fehlende Endlager für Atommüll skandalisieren und vom todbringenden Uranabbau in Afrika berichten, verurteilen nun, wenn es darum geht, die Gewaltverhältnisse an ihrem Ursprung anzugreifen, die ‚Gewalt‘ der Minderheit, die sich nicht dem Willen der ‚demokratischen Mehrheit‘ beugen will. Weil die Zusammenhänge nicht gesehen werden, werden Atomkraftgegner kriminalisiert, während Mitleid geheuchelt wird, wenn es um die Auswirkungen dieser tödlichen Technologie in der Zweidrittelwelt geht, und Hermesbürgschaften für Atomkraftwerke in Brasilien weiter verhandelt werden – damit die deutsche Wirtschaft brummt. So reden und handeln Menschen, die nicht wollen, dass sich etwas ändert. Es gibt viele legitime Formen des Einsatzes für das Reich Gottes, nur eine nicht: Die Verhältnisse akzeptieren.