San Romero und seliger Johannes Paul II.

Am Sonntag, den 1. Mai 2011 wird Papst Benedikt XVI. seinen Vorgänger, Papst Johannes Paul II. selig sprechen, dies ist die Vorstufe zur Heiligsprechung.  Während dieser Heiligsprechungsprozess sehr schnell voranschreitet, werden andere Prozesse im Vatikan eher behindert und blockiert. Der am 24. März 1980 wegen seines Einsatzes für die Armen und die Menschenrechte von Militärs ermordete Erzbischof von San Salvador wird von vielen in Lateinamerika seit seinem Tod als „San Romero“, als heiliger Romero verehrt, das offizielle Verfahren wird in Rom jedoch behindert und verschleppt. Wir vom Institut für Theologie und Politik haben deshalb folgenden ökumenischen Aufruf zum 1. Mai 2011 unterstützt und unterschrieben:

„Gedenkt der Heiligsprechung des Märtyrers San Oscar Romero durch die Armen dieser Erde“
Liebe Schwestern und Brüder in der Ökumene,
mit diesem Aufruf bitten wir Euch, am 1. Mai 2011 der Heiligsprechung des Märtyrers San Oscar Romero durch die Armen Lateinamerikas und durch Freundinnen und Freunde Jesu auf dem ganzen Erdkreis zu gedenken. Dieses Gedenken soll uns Ermutigung auf dem Weg des Evangeliums sein und zugleich als Umkehrruf in den Kirchen der Reichen gehört werden.
Sehr bald nach seiner Ernennung zum Erzbischof von San Salvador wurde der konservative Seelsorger Oscar Arnulfo Romero 1977 mit der blutigen Christenverfolgung in El Salvador konfrontiert. Die Tränen an den Särgen von ermordeten Katechetinnen, Messdienern und Priestern ließen ihn zum unerschrockenen Bischof an der Seite der Kleinen, Geschundenen und Verfolgten werden. Seit dieser Zeit hatte er das Regime seines Landes, den Sicherheits-berater des US-Präsidenten und mächtige Kardinäle der römischen Kurie gegen sich.
Im Frühjahr 1979 fand Bischof Romero bei Papst Johannes Paul II. weder Gehör noch Unterstützung in seinen Bedrängnissen. Mit tiefer Enttäuschung sagte er: „Ich glaube, ich werde nicht noch einmal nach Rom kommen. Der Papst versteht mich nicht.“ Johannes Paul II. hatte das Foto eines kurz zuvor ermordeten indigenen Priesters sowie andere Dokumente zur Christenverfolgung durch die Handlanger der Reichen gar nicht beachtet und stattdessen nur zur Harmonie mit der salvadorianischen Regierung ermahnt.
Im Wissen um die eigene Gefährdung hat San Romero de América seine Stimme gegen das Unrecht erhoben, Politiker des Regimes exkommuniziert und den Widerstand an die Gewaltlosigkeit Jesu von Nazareth erinnert. Nach einem der zahllosen Morde an Christen predigte er: „Fern sei uns Rache, lasst uns beten mit Jesus: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“
Da jeder Mensch ein Kind und lebendiges Gleichnis Gottes ist, war für San Oscar Romero Gottesdienst untrennbar verknüpft mit der unerschrockenen Verteidigung der menschlichen Würde. An die Auftragsmörder und Handlanger der Junta richtete er die Worte: „Ein Mörder ist auch der, der foltert … Niemand darf Hand anlegen an einen anderen Menschen, denn der Mensch ist Ebenbild Gottes.“ Einen Tag vor seiner eigenen Ermordung am 24. März 1980 forderte er die Soldaten öffentlich zur Befehlsverweigerung auf: „Im Namen Gottes und im Namen dieses gepeinigten Volkes bitte ich Euch, befehle ich Euch: Hört auf mit der Unterdrückung!“ Die Kugel eines Auftragsmörders traf ihn während der Feier der Danksagung am Altar.
Die von unten erfolgte Heiligsprechung von San Oscar Romero ist keine Anmaßung. Wir wissen, dass nur Gott in das Herz eines Menschen schauen kann und es uns nur bruchstückhaft möglich ist, mit Gottes Augen neu sehen zu lernen. Doch diese „Beatifikation“ ohne ein teures Verfahren von Kirchenbehörden verbreitet eine frohe Kunde unter dem Wehen des Gottesgeistes: „Das Beispiel unseres Bruders San Oscar Romero zeigt uns, wie schön und mutig wir Menschen werden können, wenn wir beginnen, der Botschaft Jesu zuzuhören.“