Kolloquium zum neunzigsten Geburtstag von Johann Baptist Metz – Begründer der neuen politischen Theologie

Der Jubilar
von rechts nach links: Prof. DDr. Johan Baptist Metz, Dr. Polednitschek, Dr. Ramminger u. Dr. Füssel

Am 15.09. diesen Jahres wurde im Franz-Hitze-Haus in Münster der neunzigste Geburtstag des Begründers der politischen Theologie, Prof. DDr. Johann Baptist Metz in seiner Anwesenheit mit einem großen Festkolloquium gefeiert. Zu den Veranstaltern gehörte das Franz-Hitze-Haus, die Karl Rahner Akademie Köln und das Institut für Theologie und Politik in Münster. Das ITP hatte die inhaltliche Planung, Vorbereitung und Durchführung übernommen sowie die Moderation des Fektaktes durch Dr. Michael Ramminger.

Knapp 280 Schüler und Schülerinnen hatten sich unter dem Thema „Gott in Zeit – Die Gottesfrage als Grundfrage der politischen Theologie für die Gegenwart“ zur Ehrung des anwesenden Jubilars eingefunden, um in einem anspruchsvollen Programm Grundfragen der politischen Theologie zu erörtern. Die Veranstaltung wurde vom bekannten Pianisten und Freund von Johann Baptist Metz, Prof. Dr. Claudius Tanski, musikalisch ergänzt.

Dr. Kuno Füssel
Dr. Kuno Füssel

Dr. Kuno Füssel, langjähriger Assistent von Johann Baptist Metz und Karl Rahner hielt den Festvortrag, in dem er eine theologische Theorie der Zeit entwickelte, die eine Brücke zwischen aufgeklärter Vernunft, modernen Naturwissenschaften und der politischen Theologie schlug. „Sowohl Theologie als auch Naturwissenschaften“ – so Füssel – „stoßen an die Grenzen unserer Sprache und unseres Denkens, die vielleicht verschoben, aber nicht von unserer Seite aus endgültig überschritten werden können. Die biblische aber auch die metaphysische Gottesrede wissen, dass dieses Transzendieren nur von der anderen Seite, auf der eben nicht das Nichts gähnt, sondern Gott uns entgegenkommt, geschehen kann.“ Im Blick auf das Thema der befristeten Zeit, eines Grundthemas der politischen Theologie kam Füssel in seinem Dialog zwischen politischer Theologie, Physik und Mathematik zu folgendem Ergebnis:

„Die apokalyptischen Aussagen der Bibel, auch wenn sie Theologen und Theologinnen manchmal dazu verführen, den geschichtlich-politischen Sinn hinter den kosmologischen Einkleidungen (z.B. Mk 13,24-25) zu übersehen, klingen vor diesem theoretischen Hintergrund nicht wie mythologische Fantastereien, sondern als ahnungsvolle Visionen davon, dass die vermeintlich unabänderlich definierten Parameter von Welt und Gesellschaft nachdrücklich erschüttert werden können, weswegen daher Befreiung und Erlösung ohne Weiteres möglich sind.“

Dr. José Antonio Zamora
Dr. José Antonio Zamora

Im Anschluss daran kommentierten Prof. Saskia Wendel, Dr. José Antonio Zamora und Dr. Juan Manuel Hurtado aus Chiapas/ Mexiko den Beitrag von Kuno Füssel. José Zamora aus Madrid sprach von der konkreten Zeit des Lebens einerseits und der abstrakten Zeit des Kapitals, die „ ein Unterdrückungsverhältnis von Menschen und Natur (ist). Sie kennt kein Ziel und kein Ende; sie will nur ihre eigene ewige Reproduktion, koste es was es koste.“ Juan Manuel Hurtado, ebenfalls Schüler von Johann Baptist Metz aus Mexiko schloss an den Vortrag von Kuno Füssel an und sprach von der christlichen Transzendenz einer Erlösung innerhalb der menschlichen Geschichte, und zitierte Füssel, der darauf verwiesen hatte, dass „ Memoria Passionis zu Recht als kategorialer Schwerpunkt der politischen Theologie gilt. Sie bildet neben dem Einklagen der Erschütterung der Welt durch die Menschheitskatastrophe von Ausschwitz als „conditio sine qua non“ jeder zukünftigen Theologie ein unverwechselbares Kennzeichen der Theologie von Johann Baptist Metz.“ Er verwies darüber hinaus auch auf die gegenwärtigen Erschütterungen der Welt z.B. durch die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes. Ein Anliegen, das auch der aus Brasilien angereiste Befreiungstheologe Prof. Dr. Paulo Suess, ebenfalls Schüler von Johann Baptist Metz und Peritus für die von Papst Franziskus anberaumte Amazonassysnode im kommenden Jahr, teilte.

Im Anschluss an einen Empfang zu Ehren des Jubilars überbrachten auch Weihbischof Zekorn und der Dekan der kath. Theol. Fakultät ihre Glückwünsche. Für die SchülerInnen sprach Dr. Polednitschek von Johann Baptist Metz als einem „richtungsweisenden Lebensmeister“ und dankte ihm dafür.

ramminger
Dr. Ramminger / Institut für Theologie und Politik

Die Veranstaltung wurde von Dr. Ramminger vom Institut für Theologie beschlossen, der -ebenso wie Kuno Füssel – darauf verwies, dass der Zusammenhang von Gott-Denken, der Notwendigkeit gesellschaftlich, politischen Handelns und der Hoffnung auf ein „Ende dieser Zeiten“ voller Not für Mensch und Natur den Kern politischer Theologie ausmache. Ramminger verwies darauf, dass dies das lebendige Erbe politischer Theologie sei, wie es z.B. im Institut für Theologie und Politik gedacht und in Praxis gesetzt wird.