Franz Hinkelammert: ein letztes Adiós

Franz Hinkelammert, Ökonom und Theologe, geb. 1931 im westfälischen Emsdetten nahe Münster, ist im Alter von 92 Jahren in San José Costa Rica gestorben. Wir empfinden tiefe Trauer angesichts dieses letzten Adiós, zugleich aber eine immense Dankbarkeit für diesen schöpferischen Denker und Freund, der das Institut für Theologie und Politik von Beginn an begleitete. Wir danken ihm dafür, dass er die Anstrengung unseres eigenen Denkens durch seine Kreativität beflügelt und den Widerstand gegen die Diktatur der Alternativlosigkeit durch die Suche nach Alternativen hartnäckiger gemacht hat. Franz Hinkelammert: ein letztes Adiós weiterlesen

Broschüre „Es gibt nur eine Zeitenwende. Kleine theologische Anstöße“

„Es gibt nur eine Zeitenwende und das ist die Geburt des Messias. Wer das nicht begriffen hat, hat von der Weltgeschichte gar nichts begriffen!“

Dieser Satz von Renate Wind, wenige Wochen vor ihrem Tod am 9. Januar 2023, hat uns inspiriert, dem gegenwärtigen Diskurs zur Zeitenwende eine theologische Kritik entgegenzustellen.

In der kleinen Broschüre im DIN-A-6-Format kontrastieren wir die von den Regierenden vertretene Vorstellung von Zeitenwende mit Zitaten, die eine emanzipatorische und politisch-theologische Perspektive eröffnen. So wollen wir eine Selbstvergewisserung und eine klarere Sicht schaffen auf die herrschenden Verhältnisse und ihre vermeintlichen Sachzwänge und imperialen Logiken.

Die Broschüre kann bei uns gerne bestellt werden:
1 Ex. = 0,50 €, 25 Ex. = 10,00 €, 50 Ex. = 15,00 €, zuzüglich Versandkosten
Wir verweisen in diesem Zusammenhang gerne auch auf unseren Text „Krieg und Zeitenwende aus befreiungstheologischer-Perspektive“, der hier heruntergeladen werden kann.

Aber wer es glaubt. Befreiungstheologische Überlegungen zum Glaubensbekenntnis

 

Wir haben Dick Boers befreiungstheologische Interpretation des Glaubensbekenntnisses in einem bebilderten Buch unter dem Titel „Aber wer es glaubt“ herausgegeben. Boer unterstreicht darin, was längst in Vergessenheit geraten ist: das Credo ist ein durch und durch polemischer Text, womit die Kirche sich von der herrschenden Ordnung unterschied und sich zu ihrer „Fremdheit“ bekannte. Wenn das Credo von der Allmacht Gottes (des biblischen Gottes!) spricht, ist das gegen die angebliche Allmacht der Götter gesagt. Und, dass ein Gekreuzigter (ein Erhängter) im Zentrum des Credos steht, ist wohl die radikalst denkbare Absage an alles, was in der Welt an einem Menschen verehrungswürdig ist. Der heilige Geist schließlich ist das Gegenteil dessen, was man im Allgemeinen unter Geist versteht: er schwebt nicht in den Höhen des abstrakten Denkens, sondern bewegt sich tief unten, unter den Verdammten dieser Erde. Deshalb können die befreiungstheologischen Überlegungen nicht am Credo vorbei gelesen werden. Sie sind in seinem Geiste gedacht.

Dick Boer: Aber wer es glaubt. Befreiungstheologische Überlegungen zum Glaubensbekenntnis

Edition ITP-Kompass, Münster 2023, ISBN 9783982205298, 112 Seiten, 17×17 cm, Hardcover

Preis: 18,80 €

Das Buch ist bestellbar unter: buecher@itpol.de

ITP auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg 7.-11. Juni 2023

Auf dem Kirchentag wird das ITP neben der internationalen Podiumsveranstaltung „Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer) zusammen mit der Rosa Luxemburg-Stiftung präsent sein mit einem eigenen Stand.

Dort werden wir kleine Diskussionsveranstaltungen zu folgenden Themen organisieren:
• Kirchenasyl: Subversive Praxis gegen das Grenzregime
• Feministische Theologie: Warum Gender-Theologie nicht das Ende der Feministischen Theologie ist
• Kritik an der Neoliberalisierung der EKD: Warum Segensbüros und Dienstleistungsgottesdienste das Ende der Nachfolge sind
• 50 Jahre Militärputsch in Chile – 50 Jahre ChristInnen für den Sozialismus in der BRD

Programm und Uhrzeiten der Veranstaltungen am Stand gibt es hier: Kirchentag_Standgespräche

Wir freuen uns sehr auf Besuche und Gespräche.

Ort: Messezentrum, Halle 4, Themenbereich 4: Gesellschaft und Bildung, Stand 4-D10

Außerdem rufen wir auf zur Friedensdemonstration während des  Kirchentages am Samstag, 10. Juni, ab 13 Uhr auf dem Rosa-Luxemburg-Platz, Nürnberg. Der Aufruf ist hier abrufbar.

Emanzipatorische Wissenschaftskritik … in Zeiten von Klimakrise & Pandemie

Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, Münster, Raum F4

Angesichts der Klimakatastrophe und der Covid-19-Pandemie gibt es fast so etwas wie eine Beschwörung der Wissenschaft. Diese Wissenschaft im Singular aber gibt es nicht. Stattdessen haben wir es mit herrschaftlichen Vorannahmen und ebensolchen Interessen zu tun, die unreflektiert die Diskurse prägen. Eine linke Kritik bezog sich dementsprechend immer auf die Wissenschaft im Kapitalismus. Aber ist das noch selbstverständlich?
Das Buch Emanzipatorische Wissenschaftskritik unternimmt den Versuch, Selbstverständlichkeiten gegen den Strich zu bürsten, um so den Mechanismen der Macht auf die Spur zu kommen.
Die gleichlautenden Veranstaltung mit Herausgeber und Verleger Martin Birkner (Wien) will den Perspektiven emanzipatorischer Wissenschaftskritik nachgehen und sie diskutieren.

In dem Buch sind zwei Beiträge aus dem ITP erschienen, die hier auch online abrufbar sind.

„Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer)

Wie der globale Süden den Krieg sieht und warum die Militarisierung der Politik keine Lösung ist

Podium aus Anlass des evangelischen Kirchentages in Nürnberg mit Rita Segato (Argentinien), Sandiswa Lerato Kobe (Südafrika), Michael Ramminger (ITP)

Freitag, 9. Juni 2023 um 19 Uhr

Angesichts des Krieges in der Ukraine hat Bundeskanzler Scholz von der Notwendigkeit einer „Zeitenwende“ gesprochen. Wir sehen darin eine Abkehr von einem friedenspolitischen Denken, dass Kriege als Mittel der Politik ablehnt und für zivile Möglichkeiten der Konfliktlösung eintritt.

In der Selbstdarstellung der westlichen Staaten als Verteidiger*innen der Menschenrechte erkennen wir auch eine Verschleierung der geostrategischen Interessen, die durchgesetzt werden wollen. Wir sind der festen Überzeugung, dass auf dem Wege der militärischen Verteidigung nationaler Interessen keine friedliche und gerechte Weltordnung zu erreichen ist, sondern diese nur durch internationale Dialogbemühungen, Demilitarisierung und grundlegende Veränderungen der ungerechten globalen Wirtschaftsordnung erreicht werden kann.

Daher wollen wir anlässlich des Kirchentages in Nürnberg mit Vertreter*innen aus dem globalen Süden darüber diskutieren, was heute Voraussetzungen einer gerechten und friedlichen Weltordnung wären. „Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer) weiterlesen

Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart

Die Autorin Tove Soiland und die Herausgeberin Anna Hartmann stellen das Buch Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart (Unrast 2022) am 14. April um 19 Uhr im Hörsaal der WWU Münster, JO 1 (Johannisstraße 4, 48143 Münster) vor.

In den letzten Jahren ist durch feministische Streiks und Arbeitskämpfe in Pflegeberufen das Problem der Sorge wieder in den Fokus gerückt. Doch was sollte das Ziel dieser Kämpfe sein? Welches Verständnis von Geschlecht prägt die neoliberal-kapitalistischen Gesellschaften und wie funktioniert die aktuelle Struktur des Patriarchats? Wie wäre ein Feminismus heute zu denken, der die neo-patriarchale Struktur heutiger Gesellschaften angemessen erfassen und daraus Ansatzpunkte für feministische Interventionen entwickeln kann? Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart weiterlesen

Rundbrief 58 erschienen

Unser halbjährlicher Rundbrief ist erschienen. Die Artikel sind zu folgenden Themen: 1.) Eine politisch-theologische Kritik der Zeitenwende, 2.) ein Beitrag zu globalen Perspektiven auf die gegenwärtige Weltordnung, 3.) eine Erinnerung an 50 Jahre Putsch in Chile und die christliche Solidaritätsbewegung und 4.) eine bildungstheoretische Reflexion über die Deformation der Subjekte im digitalen Neoliberalismus.

Download hier: Rundbrief 58

Der Rundbrief kann auch in größerer Anzahl bei uns in der Print-Version kostenlos bestellt werden. Wer unseren Rundbrief noch nicht im Abo zugeschickt bekommt, kann uns gerne die Anschrift per Mail mitteilen.

Wir freuen uns über eine kritisch-interessierte LeserInnenschaft.

„Militarisierung und Aufrüstung sind ein Komplex, dem zu begegnen verlernt wurde“

Eine Diskussion über Antimilitarismus, Pazifismus, die Legitimität von revolutionärer Gewalt und die Rolle von Christ*innen im Kampf für eine andere Welt

Mit: Cristina Yurena Zerr und Jakob Frühmann, Autor*innen des Buches Brot und Gesetze brechen, Christlicher Antimilitarismus aus der Anklagebank (Mandelbaum-Verlag, Wien 2021) und Benedikt Kern und Julia Lis vom Institut für Theologie und Politik. Veröffentlicht am 11.03.2023.

Antimilitaristischer ziviler Ungehorsam von Christ*innen, die in das Militärgelände Büchel eingedrungen sind.
Antimilitaristischer ziviler Ungehorsam von Christ*innen, die in den Militärstützepunkt Büchel eingedrungen sind.

Benedikt Kern: In eurem Buch „Brot und Gesetze brechen“ bezieht ihr euch auf die antimilitaristische Praxis von Christ*innen in der Pflugschar- und Catholic Worker-Bewegung. Diese Aktionen der Besetzung von Militärstützpunkten bis hin zu Sabotageaktionen und deren Erklärung vor Gerichten werden in eurem Buch auch als mystische Praxis und Bekenntnis beschrieben. Wie stehen hier aus eurer Sicht Mystik und Politik im Verhältnis zueinander? Steckt nicht in christlich-friedensbewegten Interventionen die Tendenz, dass es viel um Bekenntnis geht und wenig um Sabotage, die wirklich eine Unterbrechung des militaristischen Normalzustandes ist?

Jakob Frühmann: Ja, das stimmt teilweise. Wir haben uns auch die Frage nach der Effektivität solcher Aktionen, die teilweise starke Symbolkraft haben, aber nur sehr kleine materielle oder politische Auswirkungen, gestellt. Gleichzeitig ist es vielleicht auch wichtig, bei aller Verwegenheit und revolutionärer Sehnsucht bescheiden oder demütig zu bleiben und festzustellen: Radikal Position zu beziehen ist ein Anfang und schon schwer genug. Wer von uns traut sich auf eine Militärbasis einzubrechen? Was, wenn alle Christ:innen dieser Welt auch nur einen Bruchteil der christlichen Ethik ernst und ein paar Wochen Knast aufgrund ihres antimilitaristischen Zeugnisses auf sich nähmen? „Militarisierung und Aufrüstung sind ein Komplex, dem zu begegnen verlernt wurde“ weiterlesen

Chat, GPT und die Kontrollgesellschaft

Seminar des Arbeitskreises ReligionslehrerInnen am ITP

Samstag, 25. März 2023

Bei diesem Seminar des Arbeitskreises ReligionslehrerInnen am ITP wird es um eine Auseinandersetzung mit dem Wandel in den Klassenräumen gehen: Von Foucaults Disziplinargesellschaft hin zum Narzissmus im Denken von Isolde Charim. Die Fortbildung denkt Foucault in Bezug auf die Ich-Ideale der Kontrollgesellschaft weiter. Zentral ist dabei das Buch „Die Qualen des Narzissmus“ von Isolde Charim: „Die Menschen sind geradezu besessen von der Sorge um sich selbst“, so Charim. Die zentrale Frage dabei lautet immer: Wie erreiche ich mein eigenes Ideal? Diese narzisstische Selbstsorge ist aktuell der Motor der kapitalistischen Gesellschaft. Charims Ansatz bietet eine gute Analysebrille für den schulischen Alltag. Die neuen Techniken der Digitalisierung, die auch in den Klassenräumen immer mehr Eingang finden, harmonieren mit dem Narzissmus der Kontrollgesellschaft und dienen einer unbemerkten Unterwerfung. Diese Zusammenhänge wollen wir aufdecken und reflektieren. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen.

Das Seminar findet statt um 10-16 Uhr im ITP in Münster. Um Anmeldung wird gebeten.