Archiv der Kategorie: Aktuelles

Plakate gegen das Vergessen: Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973-1990

Ausstellung in der Frauenstraße 24 in Münster

14.08.-13.10.2023

Am 11. September 1973 putschte das Militär in Chile gegen die drei Jahre zuvor demokratisch gewählte Regierung der Unidad Popular (UP), einem Bündnis linker Parteien unter Führung des Sozialisten Salvador Allende – ein Ereignis, das Wunden schlug, die bis heute nicht verheilt sind. Mit der Plakatausstellung „Plakate gegen das Vergessen. Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973 – 1990“ möchten wir an dieses Ereignis erinnern, das vor 50 Jahren die ganze Welt erschütterte. Plakate gegen das Vergessen: Diktatur und Widerstand – Solidarität mit Chile 1973-1990 weiterlesen

Broschüre „Es gibt nur eine Zeitenwende. Kleine theologische Anstöße“

„Es gibt nur eine Zeitenwende und das ist die Geburt des Messias. Wer das nicht begriffen hat, hat von der Weltgeschichte gar nichts begriffen!“

Dieser Satz von Renate Wind, wenige Wochen vor ihrem Tod am 9. Januar 2023, hat uns inspiriert, dem gegenwärtigen Diskurs zur Zeitenwende eine theologische Kritik entgegenzustellen.

In der kleinen Broschüre im DIN-A-6-Format kontrastieren wir die von den Regierenden vertretene Vorstellung von Zeitenwende mit Zitaten, die eine emanzipatorische und politisch-theologische Perspektive eröffnen. So wollen wir eine Selbstvergewisserung und eine klarere Sicht schaffen auf die herrschenden Verhältnisse und ihre vermeintlichen Sachzwänge und imperialen Logiken.

Die Broschüre kann bei uns gerne bestellt werden:
1 Ex. = 0,50 €, 25 Ex. = 10,00 €, 50 Ex. = 15,00 €, zuzüglich Versandkosten
Wir verweisen in diesem Zusammenhang gerne auch auf unseren Text „Krieg und Zeitenwende aus befreiungstheologischer-Perspektive“, der hier heruntergeladen werden kann.

Emanzipatorische Wissenschaftskritik … in Zeiten von Klimakrise & Pandemie

Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, Münster, Raum F4

Angesichts der Klimakatastrophe und der Covid-19-Pandemie gibt es fast so etwas wie eine Beschwörung der Wissenschaft. Diese Wissenschaft im Singular aber gibt es nicht. Stattdessen haben wir es mit herrschaftlichen Vorannahmen und ebensolchen Interessen zu tun, die unreflektiert die Diskurse prägen. Eine linke Kritik bezog sich dementsprechend immer auf die Wissenschaft im Kapitalismus. Aber ist das noch selbstverständlich?
Das Buch Emanzipatorische Wissenschaftskritik unternimmt den Versuch, Selbstverständlichkeiten gegen den Strich zu bürsten, um so den Mechanismen der Macht auf die Spur zu kommen.
Die gleichlautenden Veranstaltung mit Herausgeber und Verleger Martin Birkner (Wien) will den Perspektiven emanzipatorischer Wissenschaftskritik nachgehen und sie diskutieren.

In dem Buch sind zwei Beiträge aus dem ITP erschienen, die hier auch online abrufbar sind.

„Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer)

Wie der globale Süden den Krieg sieht und warum die Militarisierung der Politik keine Lösung ist

Podium aus Anlass des evangelischen Kirchentages in Nürnberg mit Rita Segato (Argentinien), Sandiswa Lerato Kobe (Südafrika), Michael Ramminger (ITP)

Freitag, 9. Juni 2023 um 19 Uhr

Angesichts des Krieges in der Ukraine hat Bundeskanzler Scholz von der Notwendigkeit einer „Zeitenwende“ gesprochen. Wir sehen darin eine Abkehr von einem friedenspolitischen Denken, dass Kriege als Mittel der Politik ablehnt und für zivile Möglichkeiten der Konfliktlösung eintritt.

In der Selbstdarstellung der westlichen Staaten als Verteidiger*innen der Menschenrechte erkennen wir auch eine Verschleierung der geostrategischen Interessen, die durchgesetzt werden wollen. Wir sind der festen Überzeugung, dass auf dem Wege der militärischen Verteidigung nationaler Interessen keine friedliche und gerechte Weltordnung zu erreichen ist, sondern diese nur durch internationale Dialogbemühungen, Demilitarisierung und grundlegende Veränderungen der ungerechten globalen Wirtschaftsordnung erreicht werden kann.

Daher wollen wir anlässlich des Kirchentages in Nürnberg mit Vertreter*innen aus dem globalen Süden darüber diskutieren, was heute Voraussetzungen einer gerechten und friedlichen Weltordnung wären. „Frieden gibt es nicht auf dem Weg der Sicherheit“ (D. Bonhoeffer) weiterlesen

Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart

Die Autorin Tove Soiland und die Herausgeberin Anna Hartmann stellen das Buch Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart (Unrast 2022) am 14. April um 19 Uhr im Hörsaal der WWU Münster, JO 1 (Johannisstraße 4, 48143 Münster) vor.

In den letzten Jahren ist durch feministische Streiks und Arbeitskämpfe in Pflegeberufen das Problem der Sorge wieder in den Fokus gerückt. Doch was sollte das Ziel dieser Kämpfe sein? Welches Verständnis von Geschlecht prägt die neoliberal-kapitalistischen Gesellschaften und wie funktioniert die aktuelle Struktur des Patriarchats? Wie wäre ein Feminismus heute zu denken, der die neo-patriarchale Struktur heutiger Gesellschaften angemessen erfassen und daraus Ansatzpunkte für feministische Interventionen entwickeln kann? Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart weiterlesen

Rundbrief 58 erschienen

Unser halbjährlicher Rundbrief ist erschienen. Die Artikel sind zu folgenden Themen: 1.) Eine politisch-theologische Kritik der Zeitenwende, 2.) ein Beitrag zu globalen Perspektiven auf die gegenwärtige Weltordnung, 3.) eine Erinnerung an 50 Jahre Putsch in Chile und die christliche Solidaritätsbewegung und 4.) eine bildungstheoretische Reflexion über die Deformation der Subjekte im digitalen Neoliberalismus.

Download hier: Rundbrief 58

Der Rundbrief kann auch in größerer Anzahl bei uns in der Print-Version kostenlos bestellt werden. Wer unseren Rundbrief noch nicht im Abo zugeschickt bekommt, kann uns gerne die Anschrift per Mail mitteilen.

Wir freuen uns über eine kritisch-interessierte LeserInnenschaft.

Chat, GPT und die Kontrollgesellschaft

Seminar des Arbeitskreises ReligionslehrerInnen am ITP

Samstag, 25. März 2023

Bei diesem Seminar des Arbeitskreises ReligionslehrerInnen am ITP wird es um eine Auseinandersetzung mit dem Wandel in den Klassenräumen gehen: Von Foucaults Disziplinargesellschaft hin zum Narzissmus im Denken von Isolde Charim. Die Fortbildung denkt Foucault in Bezug auf die Ich-Ideale der Kontrollgesellschaft weiter. Zentral ist dabei das Buch „Die Qualen des Narzissmus“ von Isolde Charim: „Die Menschen sind geradezu besessen von der Sorge um sich selbst“, so Charim. Die zentrale Frage dabei lautet immer: Wie erreiche ich mein eigenes Ideal? Diese narzisstische Selbstsorge ist aktuell der Motor der kapitalistischen Gesellschaft. Charims Ansatz bietet eine gute Analysebrille für den schulischen Alltag. Die neuen Techniken der Digitalisierung, die auch in den Klassenräumen immer mehr Eingang finden, harmonieren mit dem Narzissmus der Kontrollgesellschaft und dienen einer unbemerkten Unterwerfung. Diese Zusammenhänge wollen wir aufdecken und reflektieren. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen.

Das Seminar findet statt um 10-16 Uhr im ITP in Münster. Um Anmeldung wird gebeten.

Unsere Freundin und Mitstreiterin Brigitte Thomas ist verstorben

Foto: Eine Welt Forum

Mit großer Trauer haben wir am Institut für Theologie und Politik zum Jahresbeginn die Nachricht vom plötzlichen Tod von Brigitte Thomas aufgenommen.

Wir waren mit Brigitte Thomas verbunden durch ihr langjähriges Engagement beim Eine Welt Forum und vor allem auch über ihren unermüdlichen Einsatz für die Geflüchteten und MigrantInnen, die in Münster leben. Besonders die Roma, „die vergessenen Opfer des Holocaust“ lagen ihr dabei am Herzen. So war es für Brigitte nichts ungewöhnliches im Morgengrauen gemeinsam mit anderen an einer Flüchtlingsunterkunft zu stehen, um gegen eine angekündigte Abschiebung zu protestieren und das Unrecht, das sie nicht verhindern konnte, zumindest sichtbar zu machen. Als mutige, überzeugte und überzeugende Streiterin für die Rechte der MigrantInnen und Geflüchteten war Brigitte Thomas eine Verbündete, die uns fehlen wird. Für sie war es stets klar, dass der Einsatz für gerechte globale Verhältnisse, für eine Welt, in der Menschen dort leben können, wo sie wollen einhergeht mit dem Engagement gegen Abschiebung und Entrechtung von Geflüchteten und MigrantInnen.

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Lützerath zeigt, dass eine andere Welt nötig und möglich ist

Unter Einsatz massiver Polizeigewalt ist in den letzten Wochen das von Aktivist:innen besetzte Dorf Lützerath am Rande des rheinischen Tagebaus Garzweiler zunächst geräumt und dann zerstört worden, um auf Geheiß der Schwarz-Grünen NRW-Landesregierung in den nächsten Jahren dort Braunkohle zu fördern und klimaschädlich zu verfeuern.
Mit der ökumenischen Initiative „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ haben wir die Räumung hautnah miterlebt.

Prozession von „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ aus Anlass der repressiven Räumung Lützeraths.

Es ist erschütternd, wie im Übergang vom fossilen zum nicht weniger gewaltförmigen grünen Kapitalismus die Zerstörung vorangetrieben wird, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken und damit Profitinteressen autoritär durchzusetzen. Tausende Menschen haben sich dem entgegengestellt und mit ihren vielfältigen Protestformen gezeigt, dass eine andere Welt nötig und möglich ist. Denn selbst wenn Lützerath nun dem Erdboden gleichgemacht ist, bleibt doch diese Erfahrung gemeinsam erlebter Solidarität – trotz allem Scheitern. Deshalb ist es nun wichtig, der Repression zu widerstehen und die von ihr betroffenen Menschen zu unterstützen.

Die Prozession wurde von der Polizei aufgehalten und schließlich sogar gewaltsam bedrängt. Wenige Tage später wurde gegen die Teilnehmenden sogar Pfefferspray eingesetzt.

Zum Ende des Jahres 2022

Die Bilanzen zum Jahresende fallen düster aus: auf die Pandemie folgten in rascher Folge der Krieg in der Ukraine, Gaskrise und Inflation. Die Klimakatastrophe schreitet spürbar voran und es wird immer deutlicher, dass keine ernsthaften Versuche unternommen werden an ihrer Hauptursache, dem kapitalistischen Zwang zu Akkumulation und Verwertung, irgendetwas zu ändern.
Katastrophen also überall? Eine Dauerkatastrophe, in die wir zusehends schlittern und die es nur noch bestmöglich zu bewältigen gilt?

Angesichts der populär gewordenen Rede von der Zeitenwende sehen wir, dass die verbreitete Zustimmung zu dem, dass die Welt in den Modus der Katastrophe übergegangen zu sein scheint, paradoxerweise die politischen und ökonomischen Verhältnisse hierzulande geradezu stabilisiert: Die neue Zeit, die da kommt – so die Interpretation der Herrschenden – wird eine sein, in der wir von immer mehr Bedrohungen umgeben sind und somit auf Militär und Sicherheit setzen sollen sowie eine in der die Investition in neue Technologien unseren Lebensstandard sichert und die ökologische Krise abfedert. Sicherheit bedeutet in solchen Zeiten dann eben auch Repression gegen all jene, die sich dem politischen Kurs der Herrschenden nicht einfach fügen, sondern die Notwendigkeit von Protest und Widerstand erkennen, wie etwa momentan am Umgang mit den KlimaaktivistInnen von „Last Generation“ deutlich wird. Wer an menschenrechtlichen Standards festhalten möchte, wie es etwa das Grundrechtekomitee in seinem Statement zur Präventivhaft tut, welche wir selbst im Kontext der Proteste um das Kraftwerk Datteln-IV erfahren mussten und welche heute gegen „Last Generation“ angewendet wird, gilt dann schnell als gestrig, als noch nicht auf jene neuen Zeiten eingestellt.
In diesen düsteren Zeiten erinnern uns die adventlichen Texte unserer christlichen Traditionen umso mehr an jene andere, messianische Zeitenwende, die den Kriegen und der Zerstörung ein Ende setzen will und ein Leben in Fülle für alle möglich macht. An dieser Verheißung festzuhalten kann uns vielleicht ermutigen, uns nicht in die Erwartung der Katastrophe zu fügen, sondern am Kommen der anderen Welt weiter zu arbeiten. Das wünschen wir hier im ITP Ihnen, euch und uns für das Jahr 2023!