8. März: internationaler Frauentag in Brasilien

Campesinas im Kampf für das Leben“ – Aktionen zum 8. März der Frauen der Via Campesina

Unter dem Motto “Mulheres camponesas em defesa da vida “ Frauen, campesinas im Kampf um das Leben” mobilisierten die Frauen der Via Campesina anlässlich des diesjährigen internationalen Frauentags am 8. Maerz zu verschiedenen Aktionen in zahlreichen brasilianischen Bundesstaaten.
In ihren Aktionen, Veranstaltungen und Protestmärschen klagen sie die Gewalt an Frauen, die Missachtung ihrer Rechte ebenso wie die zerstörerischen Auswirkungen der Agrarindustrie, dessen auf Export und Gewinnmaximierung ausgerichteten landwirtschaftlichen Modells. Landflucht, Nahrungsmangel und Naturzerstörung sind die Folgen dieses Systems.
Einmal mehr zeigte sich in den Aktionen der Frauen jedoch auch das gewaltvolle Vorgehen des Staates gegen diejenigen, die sich für Gerechtigkeit und eine andere menschenwürdige Gesellschaft einsetzen. In Rio Grande do Sul, wo die Agrarindustrie und die durch sie produzierte grüne Wüste immer stärker um sich greift, fanden Protestmärsche, ein Camp und die Besetzung einer großen Fazenda statt. In den Morgenstunden des 4. Märzes waren 900 Frauen der Via Campesina in eine Fazenda des finnischen Konzerns Stora Enso in der an der uruguayischen Grenze liegenden Stadt Rosário do Sul eingedrungen, um die mehr als 2000 Hektar grossen Eukalyptusplantagen zu zerstören. Mit dieser Aktion sollte das illegale Vorgehen des transnationalen Konzerns für die Region in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erlangen. Laut brasilianischer Gestezgebung ist die Nutzung von Land durch ausländische Konzerne in Grenzregionen verboten. Dennoch werden immer mehr dieser Gebiete von großen Unternehmen ohne Rücksicht auf Mensch und Natur in bloßer Profitorientierung genutzt. Allerdings wurde in den Massenmedien nicht das Vorgehen des Konzerns als illegal dargestellt, sondern die Aktionen der Frauen als unrechtmässig kriminalisiert. Die brutale Polizeigewalt, die der Aktion ein rasches Ende bereitete, wurde dadurch legitimiert.
Ebenso wurde auch ein Protestmarsch der Frauen des Movimento de Mulheres Camponesas zu einer Fazenda des Zelulosekonzerns Aracruz von den Militärs vorzeitig beendet. Die Demonstration bildete den Abschluss eines zweitägigen Camps der Frauen auf einem Assentamento (einer Agrarreformsiedlung der Landlosenbewegung) in Encruzilhada do Sul. Mit diesem Marsch und dem geplanten Eindringen in die Fazenda wollten die Campesinas die Auswirkungen der für den Export bestimmten Eukalyptusplantagen, die Zerstörung der Natur und die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen auf den Plantagen anklagen. Sie fordern ein alternative Landwirtschaft, die den Menschen und dem Leben dient. Dazu kam es allerdings nicht. Die Militaers versperrten ihnen den Weg: angeblich zum Schutz des Privateigentums, in Wahrheit natürlich zum Schutz des Grosskapitals, des Landbesitzes der großen Konzerne und ihrem Ausbeutungssystem. Aber auch dort brachte die Gewalt- und Machtdemonstration die Frauen nicht zum Schweigen. Draussen vor dem Tor, umzingelt von den Militärs, brachten sie ihren Widerstand und ihren Protest gegen das neoliberale kapitalistische System zum Ausdruck.
Mulheres camponesas em defesa da vida – Campesinas im Kampf um das Leben” sind wie viele andere Frauen, die sich in alltäglichem Widerstand für das Überleben ihrer Familien, für die Natur, für das Leben und für eine gerechte Gesellschaftsordnung einsetzen, Hoffnungsträgerinnen der Utopie dieser anderen möglichen Welt. Ihr prophetisches Handeln angesichts des Todes, des lebenverneinenden Systems steht für die Hoffnung auf ein Leben, das den Tod überwindet und darauf, dass Auferstehung Wirklichkeit wird.
Sandra Lassak